Das Pfälzer Dubbeglas

Das Dubbeglas

De Dorscht, der macht erscht richtig Spaß, hoscht so e Pälzer Dubbeglas“ („Der Durst, der macht erst richtig Spaß, hast du ein Pfälzer Tupfenglas“), heißt es im Pfälzer Volksmund.

Was ist ein Dubbeglas?

Einem Pfälzer muss man es nicht erklären, aber jedem anderen: die vordringliche Frage, was überhaupt ein Dubbeglas ist. Ein Dubbeglas ist ein typischerweise in der Pfalz gebräuchliches Weinglas in der Form eines umgedrehten Kegelstumpfs mit großen, runden Vertiefungen rund um den Mantel. Es fasst 0,564 Liter, wird aber meist zu einem halben Liter, was in der Pfalz einem Schoppen entspricht, gefüllt. In der Pfalz ist es DAS Trinkgefäß für Wein und Weinschorle und gehört zu Pfälzer Schlacht- und Weinfesten in etwa so dazu wie der Maßkrug mit Bier zum Münchener Oktoberfest.

Etymologie

Wie das Dubbeglas selbst dürfte auch sein Name jedem Nicht-Pfälzer ein großes Rätsel sein. Der Name geht auf die runden Mulden, die wie Tupfen bzw. pfälzisch „Dubben“ über das Glas verteilt sind und ihm seine besondere Griffigkeit verleihen, zurück. Auf Hochdeutsch spräche man also folglich von einem Tupfenglas.

Geschichte des Dubbeglases

Wirklich gesichert, ist die Herkunft des Dubbeglasses nicht, die meisten Überlieferungen gehen aber davon aus, dass ein Metzger aus Bad Dürkheim der Erfinder des berühmten Pfälzer Glases ist. Der Legende nach soll der Metzger gerne ein Glas Wein bei der Arbeit getrunken haben oder eben bei Weinfesten Schlachtungen vorgenommen und Wurst hergestellt haben. Von der Arbeit waren seine Hände stets fettig und so ließ er sich ein Glas mit Mulden und somit auch mehr Grip anfertigen. Die nach oben breiter werdende Form trägt ebenfalls dazu bei, dass man die Gläser, auch wenn man schon das ein oder andere davon geleert hat, gut in der Hand halten kann. Ferner ist das Dubbeglas mit seiner kompakten Form auch robuster als die sonst üblichen, zierlichen Weingläser mit schlankem Griff. Es gibt allerdings durchaus Bestrebungen Weingläser mit Kuppa und Stiel auch in der Pfalz zu etablieren. Wer jedoch glaubt, dieses Ansinnen könnte von Erfolg gekrönt sein, unterschätzt die innige Liebe des Pfälzers zu seinem „Dubbe“. Seit 2014 gibt es in der Pfalz auch farbige Dubbegläser, erhältlich im Dubbeglas Shop.

Gebrauch

Für gewöhnlich wird das Glas entweder zu 0,5 Liter mit Wein, vornehmlich, aber nicht zwangsläufig Riesling, gefüllt oder es wird nur bis auf den letzten Zentimeter mit Wein gefüllt, ehe es dann mit Mineralwasser aufgefüllt wird. Mischverhältnisse der Weinschorle mit einem geringeren Weinanteil oder gar einem Mischverhältnis von 1:1 gelten in der Pfalz als Todsünde. Man spricht auch von der „Pälza Scholle“ (hochdeutsch: „Pfälzer Schorle“). Auch das Mischen von Wein und Limonade gilt dem Pfälzer als absoluter Frevel.
Gerade von traditionellen Pfälzer Weinfesten ist das Kultglas nicht wegzudenken, denn woraus, wenn nicht aus seinem „Dubbe“ würde der Pfälzer seinen regionalen Wein trinken?
Es ist auf Weinfesten auch nicht ungewöhnlich, dass sich eine Familie ein Glas in geselliger Runde teilt. Dies geht auch darauf zurück, dass die Bauern früher oft gar nicht genug Gläser hatten, um jedem sein eigenes bereit stellen zu können. Ganz abgesehen davon ist nicht jeder trinkfest genug für einen halben Liter Wein. Das gesellige Teilen unter Freunden und Familienmitgliedern soll zudem die Bande zwischen den Menschen festigen.
Getrunken wird aus dem Traditionsglas sowohl Weiß- als auch Rotwein – wichtig ist nur: Er kommt aus der Pfalz. Doch gibt es im Weinanbaugebiet Pfalz 52 rote und 71 weiße Rebsorten. Die Auswahl ist also groß und man verkostet ja auch gerne mal mehr als eine Sorte.

Herstellung

Die meisten Dubbegläser sind aus Pressglas. Pressglas ist für gewöhnlich geblasenes Glas, das im erhitzten Zustand in eine Form gepresst wird, wobei sich die charakteristischen Mulden des Dubbeglases in seinem Fall in der Gussform befinden. Im Gegensatz zu früher sind diese Gläser aber nicht mundgeblasen, sondern kommen aus einer Glasmaschine mit entsprechenden Gussformen. Maschinell gefertigtes Pressglas gibt es seit dem frühen 19. Jahrhundert. Es existieren aber auch edlere und entsprechend teurere Dubbegläser, bei denen die Mulden eingeschliffen werden.
Neben den „Dubben“ haben viele Dubbegläser auch Gravuren. So kann das Glas etwa als Werbeträger genutzt werden, wobei Gläser besonders häufig mit dem Namen des jeweiligen Weinguts, des Weinanbaugebiets, der Winzergenossenschaft oder des Ortes, aus dem der Wein stammt oder in dem das Weinfest stattfindet, versehen werden. Daneben gibt es auch personalisierte Gravuren, wie sie bei Pfälzisch.com angeboten werden. Die Gravuren mit Schriftzügen oder Bildern werden dann meist mit einer Lasergravurmaschine vorgenommen.

Größen

Klassische Dubbegläser fassen einen Pfälzer Schoppen, also 0,5 Liter. Mittlerweile gibt es aber auch größere Gläser mit einem ganzen Liter Fassungsvermögen und Gläser mit 0,25 Liter Fassungsvermögen.

Trivia

– Als der französische Kaiser und Feldherr Napoleon Bonaparte die Pfalz besetzt hielt, wollte er Weingläser mit 0,4 Liter oder 0,25 Liter Fassungsvermögen, was in anderen Teilen Deutschlands einem Schoppen entsprach, durchsetzen, doch war er dabei ähnlich erfolgreich wie bei der Eroberung von Russland. Die Pfälzer fackelten ihren Wein zwar nicht ab wie die Russen Moskau, aber sie behaupteten sich gegen Napoleon und behielten ihr Dubbeglas mit einem halben Liter bzw. einem Pfälzer Schoppen.
– Am 3. Juli 2016 flog ein Dubbeglas mit der Gravur „Das Erste Dubbeglas im Weltall“ mithilfe eines Wetterballons in die Stratosphäre. Die Pfälzer Robert Kwiatek, Thomas Butsch und Dirk Fellhauer hatten das Glas mit dem Ballon auf seine Reise in eine Höhe von 33 bis 35 km geschickt und es brachte von dort beeindruckende Bilder mit. Das Glas landete am Ende im 140 km (Luftlinie) entfernten, mittelfränkischen Uffenheim, wo es von der Freiwilligen Feuerwehr aus einem Baumwipfel geborgen wurde. Von dem Weinanbaugebiet Mittelfranken, wo ein Schoppen nur halb so groß ist wie in der Pfalz, kehrte das Glas, das zu den Sternen gereist war, dann wieder heim.
– Beim größten Weinfest der Welt, dem Dürkenheimer Wurstmarkt, wird jedes Jahr und mit wechselndem Motto der Dubbeglas-Orden verliehen. Die Orden können vor Ort gekauft, am eigenen Glas befestigt und dann über die Jahre gesammelt werden. Das Weinfest in der Heimatstadt des Dubbeglases wird seit 1417 veranstaltet und wird derzeit jedes Jahr von über 600.000 Menschen besucht. Ursprünglich war es ein kirchliches Fest, doch nach nicht einmal hundert Jahren hatte es sich zum gemeinsamen Genießen für Wurst- und Weinliebhaber entwickelt. Allerdings dürfte es zu jener Zeit noch keine Dubbegläser gegeben haben. Stattdessen trank man aus Bechern aus Holz, Zink oder Keramik.
– 1984 gab es erneut ein Bestreben den Pfälzer Schoppen von 0,5 Liter auf 0,4 Liter zu verkleinern. Dieses Mal ging die Initiative von der Pfälzer Gastronomie aus. Doch begehrten Bürger und Weinliebhaber auf. Einer örtlichen Bürgerinitiative und der Weinbruderschaft der Pfalz gelang es, den in Ludwigshafen geborenen Bildhauer Günther Berlejung für ihr Vorhaben zu gewinnen. Jener fertigte ein Denkmal aus einem mit dem Schriftzug „Das Maß aller Dinge“ gravierten Steinblock mit einer Vertiefung, in die genau ein Dubbeglas hineinpasst, an. Jenes Denkmal steht seither, also seit 1984, auf dem Marktplatz der pfälzischen Gemeinde Maikammer.
– Der Leadsänger der Rockband GRABOWSKY aus Frankenthal, Oliver Herrmann, und ein ehemaliges Bandmitglied, Willi Brausch, treten gemeinsam als das Pfälzer Gesangsduo Dubbeglasbrieder („Dubbeglasbrüder“) auf.